Als die Dornbirner Ache noch durch Fussach floss

Wer ins Feld zieht um Vögel zu beobachten führt neben einem Bestimmungsbuch und Notizmaterial oft auch eine geografische Karte mit. Sie hilft der Orientierung im Gelände oder ist die Basis für Revierkartierungen. Topografische Karten zeigen im Laufe der Zeit auch die Veränderungen einer Landschaft auf, z. B. die Zersiedelung oder die Räumung wertvoller Biotope. Die Schweizerische Landestopografie (http://www.swisstopo.admin.ch ) ist weltweit bekannt für ihre genauen Karten, z. B. jene im Massstab 1:25’000, welche detailgetreu die Realität auf ein zusammengefaltetes Papier bringt. Die Ursprünge dieser kartografischen Qualität liegen im vorletzten Jahrhundert, als unter Leitung des schweizerischen Generals Henri Dufour zwischen 1845 und 1865 die «Topografischen Karte der Schweiz» bzw. die nach ihm benannten «Dufourkarten» entstanden. Sie basierten auf der Vermessung der Kantone und wurden im Massstab 1:25’000 und 1:50’000 (Alpen) herausgegeben. Ein Mitarbeiter von Henri Dufour, Hermann Siegfried , brachte zwischen 1870 und 1922 den «Topografischen Atlas der Schweiz» heraus, welcher später als «Siegfriedkarte» bekannt wurde.

Fussacher Bucht um 1880 und heute (Quelle: http://map.geo.admin.ch)

Die Schweizerische Bundesverwaltung bietet mit einem hervorragenden Kartografietool (http://map.geo.admin.ch ) die Möglichkeit an, die Schweiz in den verschiedensten Massstäben zu erkunden und darüber hinaus mit zahlreichen Zusatztools z. B. das Gewässernetz, die Bodenbedeckung, Grafiken zu Geologie, Natur und Wirtschaft usw. darzustellen. Die einzelnen Karten können ausgedruckt oder gleich als E-Mail verschickt werden.

Das beste Tool meines Erachtens ist jedoch die massstabgetreue Einbindung der Dufour- und Siegfriedkarten, welche mit einer stufenlosen Opazität über die heutigen Karten gelegt werden können. So sind im Handumdrehen Einblicke in unsere vergangene Landschaft um 1880 und 1890 möglich, mit direktem Vergleichen zu Heute, welche die massiven topografischen Veränderungen aufzeigen. Viele von uns Beobachterinnen und Beobachter kennen das Vorarlberger Rheindelta noch, als die Rheinmündung wenige hundert Meter nördlich des heutigen Parkplatzes war. Einige wenige unter uns mögen sich noch an die Zeit um Ende der 1950er Jahre erinnern, als das Harder Binnenbecken noch in Planung war und der Alpenrhein sein Delta ungehindert entstehen lassen konnte.

Der Rheinspitz um 1880 und heute (Quelle: http://map.geo.admin.ch)
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Die Karte des Vorarlberger Rheindeltas zeigt um 1880/1890 noch den Alpenrhein, wie er am Rheinspitz sein Mündungsgebiet hatte und die Dornbirner Ache noch durch Fussach floss! Im  Jahre (1892-) 1900 erfolgte der «Fussacher Durchstich», mit einem in exakt nördlicher Richtung gelegten Kanal, an dessen östlicher Seite auch der Lauf der Dornbirner Ache gelegt wurde. Dort, wo heute der Alte Rhein nur noch als träge fliessender, mit Motorbooten und Jachten belegter Fluss erlebt wird, zeigt die Siegfriedkarte um 1880 einen kräftigen Strom mit natürlichen, im Wechsel entstandenen Kiesinseln!

Der Zugang zu den Dufour- und Siegfriedkarten ist wie folgt zu finden: In Spalte links auf www.map.geo.admin.ch wird in der Reihenfolge «Basisdaten» und dann «Geografische Bezeichnungen» gewählt (siehe Bild links). Dort lassen sich dann die gewünschten historischen Karten anwählen. Mit der Maus lässt sich die Opazität (Abdeckung) stufenlos verstellen.
Weiterführende Links zum Thema:
Topografische Karte der Schweiz (Dufourkarte)
Topografischer Altlas der Schweiz (Siegfriedkarte)
Fussacher- und Diepoldsauer Durchstich

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