Seit den ersten Septembertagen 2011 halten sich mehrere Raubmöwen auf dem Bodensee auf. Am 06.09.11 entdeckten S. Stricker und D. Riederer von Romanshorn aus gegen Seemitte 4 Falkenraubmöwen, 1 Schmarotzer- und eine unbest. juvenile Raubmöwe. In den folgenden Tagen wurden diese Beobachtungen von anderen Ornithologen bestätigt. Die Anzahl der beobachteten und durch Fotos belegten Falkenraubmöwen stieg von 5 Ind. am 07.09.11 (S. Werner) auf bis zu 7 Ind. am 11.09.11 (E. Christen, N. Orgland, J. Hochuli, S. Werner) an. Dank der Initiative einiger junger Ornithologen um Nikolai Orgland erfolgten die Beobachtungen von einem gemieteten Kleinmotorboot aus, mit dem die Gruppe die Seemitte ansteuerte und so den Raubmöwen auf die Spur kam. Mehrere andere Beobachter nutzten danach diese Erfahrung mit dem Boot ebenfalls und kamen so zu weiteren Raubmöwen-Nachweisen (weiterhin bis zu vier Falkenraubmöwen, mind. 1 Schmarotzerraubmöwe sowie eine unbest. Raubmöwe) in Mitte des internationalen Bodensees (Kondominium). Die bisher letzte Beobachtung gelang S. Trösch am 17.09.11 vom Ufer aus bei Güttingen TG mit 2 jagenden juvenilen Falkenraubmöwen. Quelle der Beobachtungsdaten: www.ornitho.ch. Herzlichen Dank an Christian Beerli und Eric Christen für die Zurverfügungstellung ihrer Fotos.
Dieser Einflug von Raubmöwen, speziell der Falkenraubmöwe, am Bodensee, steht offenbar im Zusammenhang mit einem ausserordentlich guten Bruterfolg. In Skandinavien soll es das beste Lemmingjahr seit 1978 gegeben haben (N. Orgland, briefl., in Club300 CH). Im September 2011 erfolgte in Spanien eine regelrechte Invasion mit weit über 1000 (!) Falkenraubmöwen – siehe Rare Birds in Spain: recent Reports – offenbar auch in Italien am Gardasee wurde diese Art beobachtet.
In Europa kommen vier Raubmöwenarten vor: die Skua (als grösster Vertreter), die Spatelraubmöwe, die Schmarotzerraubmöwe und die Falkenraubmöwe (als kleinster Vertreterin dieser Gruppe). Das Brutgebiet dieser vorwiegend auf dem Meer lebenden Vögel liegt an den Küsten Nordeuropas. Alle Arten sind in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland schon nachgewiesen worden, so auch am Bodensee, zählen aber zu den ornithologischen Seltenheiten. Die Bestimmung dieser sehr ähnlichen Arten, mit zudem im selben Alterskleid unterschiedlichen Farbmorphen erfordert gute Kenntnisse und Erfahrung. Sämtliche Beobachtungen aller Arten sind daher bei den zuständigen avifaunistischen Kommissionen protokollpflichtig.
Ornithologische Bootstouren haben z.B. auf dem Genfersee seit Jahren Tradition, weshalb auf diesem grössten Schweizer Gewässer auch die meisten Nachweise von Raubmöwen stammen. Am Bodensee konnte eine herbstliche Überfahrt auf der Fährlinie Romanshorn-Friedrichshafen immer zu überraschenden Beobachtungen in Seemitte führen. Ständige Begleiter während den Bootstouren im September 2011 waren in Seemitte z. B. einzelne Schwarzkopfmöwen, Trauer- und Flussseeschwalben und bis zu 15 Zwergmöwen am 14.09.11.
Ich beobachtete meine erste Spatelraubmöwe in Ilulissat(Grönland).Dort ist sie keine Seltenheit.Ob ihr Vorkommen in der
Schweiz vom Klimawandel beeinflusst wird, wäre interessant zu wissen.
Hei Stephan
Ein super Beitrag mit speziell schönen Fotos von allen. Ich hoffe, das aus dieser Erfahrung eine Tradition wird und nun jährlich einige Bootsfahrten organisiert werden. Ich bin bereit für den nächsten Ausflug auf den See.
Lieber Gruss
Christian